Ich möchte heute auf eine Frage eingehen, die mich in den letzten Tagen häufiger erreicht und etwas irritiert hat. Es handelt sich um die Frage nach dem Konzept unserer Arbeit als Bundesverband. Bisher nahm ich an, dass dieses hier auf unserer Homepage (www.bv-dunkle-biene.de) gut zu erkennen ist. Es gibt eine Vereinssatzung, Zuchtziele und eine Zuchtordnung. Das sollte schon etwas Einblick geben. Aber in den letzten Tagen habe ich oft davon gehört, dass man unsere Arbeit falsch versteht oder falsch interpretiert. Aus diesem Grund möchte ich hier versuchen die Beweggründe für unsere Aktivitäten zu schildern.
Ich beschäftige mich schon seit dem Beginn meiner Imkerei mit der Dunklen Biene. Das war zu der Zeit, als die Admins des Nordbieneforums sich mit Kai überwarfen und dieses verließen. Es gab sehr viel Streit und Vorwürfe. Ich hatte damals keinen Einblick und kannte die Hintergründe nur ungenügend, um dazu stellen beziehen zu können. In Folge dieser Streitereien wurden dann die IG’s gegründet und nahmen gerade die Arbeit auf. Als Neuling fand ich eine unüberschaubare Menge an Gruppen vor, die sich mit der Dunklen Biene beschäftigten (oder auch mehr mit den jeweils anderen Gruppen). Es gab einen ganz banalen Grund für die dann folgende Gründung der IG Dunkle Biene Sachsen, den ich euch hier gern verraten möchte. Ein (vielen vielleicht noch bekannter) Anbieter hatte Königinnen der Dunklen angeboten, was damals mit Gold zu vergleichen war, da es kaum welche zu bekommen gab. In diesem Angebot gab es die Möglichkeit eine unbegattete Königin gratis dazu zu bekommen, wenn man Mitglied in einer IG war. Das war ich leider nicht, da es in meiner Gegend keine IG gab. Da ich aber gern die zusätzliche Königin haben wollte, habe ich kurzerhand eine IG für Sachsen gegründet – als One Man Show – sozusagen. Ich hatte ein Onlineformular ins Netz gestellt, auf dem sich Interessierte anmelden konnten. Das taten sie dann auch. In den nächsten Jahren wurden es 30 Leute. Wir veranstalteten jedes Jahr im Frühjahr eine Standschau und luden andere Imker und Vereine dazu ein, um die Dunkle Biene bekannt zu machen und für ihre Haltung zu werben. Nun wuchs das Interesse, aber es gab viel zu wenig Königinnen für die vielen Interessenten.
Als dann in Sachsen ein Belegstellengesetz herauskommen sollte, wollten wir für die Dunkle Biene gern an der Entstehung mitarbeiten. Dazu mussten wir uns von der IG zu einem “richtigen Verein” mit Satzung und Mitgliedsbeitrag wandeln. Das geschah dann auch – mit dem Landesverband Dunkle Biene Sachsen. Dieser bekam ein neues Logo und eine Webseite und wuchs unerwartet schnell. Die Mitglieder kamen nicht nur aus Sachsen, sondern auch aus den anderen Bundesländern und aus den Nachbarländern. Es stellte sich schließlich irgendwann die Frage, ob der Name des Vereins allen Mitgliedern gerecht würde.
Während der ganzen Zeit gab es immer wieder Gespräche mit dem Landesverband Sächsischer Imker (DIB) der uns gern “schlucken” wollte, leider aber ein verbissener Carnica-Club ist, der unsere Arbeit nie hätte fördern wollen. Ebenfalls haben wir einige Male mit dem Zuchtverband Dunkle Biene telefoniert (der bereits vorher aus den restlichen IG’s hervorgegangen war). Auch hier gab es Einladungen uns diesem anzuschließen. Allerdings war die Ausrichtung hier deutlich spezieller, als ich sie mir für meinen Verein vorgestellt hatte. Ich hatte immer das Ziel diese zersplitterten Gruppen zu einer zu verbinden. Wir sind einfach noch viel zu wenige, um uns in mehreren Gruppen zu zerteilen. Mein Ziel bestand darin, alle Interessierten – nicht nur klassische Imker oder gar nur Züchter, sondern auch Naturschützer, Zeidler, Hobbyimker, wesensgemäße Imker, Anfänger und alte Hasen, in einem großen Verband zu vereinen. Dazu musste die Satzung und alle Ziele so allgemein gefasst werden, dass sich alle darin wieder fanden. Das passte nicht mit der Idee des Zuchtverbandes zusammen, wie man ja unschwer bereits an der Namensgebung erkennen kann. Zudem bin ich ein ungeduldiger Mensch, was nicht immer einfach ist, und mir war die Geschwindigkeit des Zuchtverbandes unter Ralf Ullrich zu langsam (ich bestreite nicht, dass auch dieses Vorgehen gewisse Vorteile haben kann). Das alles führte dazu, dass wir uns zwar kannten und respektierten, aber zu diesem Zeitpunkt ein Zusammenschluss in diese Richtung nicht denkbar war.
Um nun der realen Entwicklung Rechnung zu tragen wurde der Landesverband Dunkle Biene Sachsen schließlich aufgelöst und ein neuer Verein mit dem heutigen Namen Bundesverband Dunkle Biene Deutschland e.V. gegründet (der auf Grund der geringen Mitgliederzahl zu Beginn noch Verein Dunkle Biene heißen musste). Oh man, dass ist ja wieder ein Roman geworden Aber notwendig, um die ganze Geschichte etwas verstehen zu können.
Nun noch einmal konkret zu unseren Zielen: Das oberste Anliegen ist es, die Unterart Apis mellifera mellifera vor dem Aussterben (oder besser der Ausrottung) zu bewahren! Dafür haben wir verschiedene Mittel gewählt. Zuerst war es notwendig die Bekanntheit der Dunklen Biene, als einzig ursprünglich einheimische Biene zu steigern. Dazu haben wir in verschiedenen Medien, bis hin zur Tagesschau, geworben. Auf diesem Gebiet hat auch Kai mit seinem YouTube Kanal und dem Forum (bereits viel früher) unsagbar viel geleistet.
Nachdem die Popularität gestiegen war, standen wir nun vor der nächsten Aufgabe – die Nachfrage nach Königinnen und Völkern zu bedienen. Es mussten also Züchter & Vermehrer gefunden werden. All das geschieht, wie in jedem Verein, ehrenamtlich neben Studium, Arbeit und Familie. Der Bundesverband ist, nicht zuletzt auch durch Johannes Popularität, Zuchtarbeit und intensiver Werbung, schnell gewachsen und zählt heute 250 aktive Mitglieder. Durch Zuchtkurse und die Möglichkeit Königinnen über die vereinseigene Kommunikationssoftware auszutauschen, anzubieten bzw. zu suchen, haben sich immer mehr Imker mit der Vermehrung der Dunklen Bienen beschäftigt. Von der Standbegattung über Belegstellenbesuche bis hin zur instrumentellen Besamung, werden verschiedenen Königinnen angeboten. Inzwischen ist davon auszugehen, dass wir in diesem Jahr auch dieses zweite Ziel erreicht haben und es das erste mal möglich sein wird, den Bedarf an Königinnen decken zu können. Damit hätten wir also schon zwei ganz essenzielle Ziele und deren Umsetzung aufgezählt.
Das dritte Ziel ist der Aufbau einer eigenen Zucht in Deutschland – nicht weil wir alle Rassisten sind und keine Königinnen aus Schweden mehr mögen, sondern, weil die Einfuhr von Königinnen keine hochwertige Lösung auf die Dauer darstellt und unsere Quellen auch nicht das ewige Leben haben. Unser Zuchtfreund Ingvar in Schweden ,hat sich viele Jahre intensiv um die Vermehrung der Dunklen Bienen gekümmert und ist noch immer sehr aktiv in seinem Alter von über 70 Jahren. Auf Grund der Situation in Deutschland, dass es eben keine einheimische Dunkle Biene mehr auf unserem Gebiet gibt, haben wir uns zu einem speziellen Zuchtziel entschieden. Anders als zum Beispiel die Schweden, die Schweizer oder die Polen, können wir uns nicht um die Erhaltung unserer heimischen Vorkommen kümmern, sondern wir werden die reinen Vorkommen, die in der Welt noch verblieben sind, zusammenführen und somit den Genpool dieser Unterart der Westlichen Honigbiene vergrößern und stabilisieren. Somit kann die Dunkle Biene aus Deutschland mit Vitalität und genetischer Flexibilität (wie ihre Vorfahren) auf Veränderung in der Natur reagieren und den verbleibenden regionalen Vorkommen als Genpool dienen, da sie ja Anteile eines jeden enthält. Dies ist nicht mit einer Kreuzung zu verwechseln, da wir über die Anpaarung verschiedener Tiere einer Unterart sprechen. Dieser Vorgang würde sich in der Natur genau so abspielen, wenn der Mellifera freie Bereich “Deutschland”, von den Mellifera Vorkommen der Umgebung zurückerobert würde (Gedankenexperiment!). OK – das war Ziel Nummer 3. Die Umsetzung ist in vollem Gange. Im Moment läuft gerade eine Befragung unserer Mitglieder zu den gehaltenen Dunklen Königinnen.
Kommen wir also zu Ziel Nummer 4: in den letzten Jahrzehnten wurden alle Untersuchungen zu Honigbienen in Deutschland auf Basis der eingeschleppten Carnica gemacht. Die Bieneninstitute rühmten sich damit, nur mit dieser Unterart zu arbeiten. Einigen Mitarbeitern war die Dunkle Biene nicht einmal bekannt. Wir möchten gern eine wissenschaftlich begleitete Datenerfassung mit Dunklen Bienen fördern. Wir wollen die Carnica-basierten Daten mit Mellifera Daten ergänzen und vergleichen. Es existieren so viele Ammenmärchen über die Mellifera – sie ist nicht für die Frühtracht geeignet, sie ist nicht fleißig usw. die sich oft nicht belegen lassen. Hier möchten wir in Zukunft dazu beitragen, diese mit Fakten zu widerlegen.
So, ich denke der Text ist lang genug und verschone Euch mit weiteren Zielen, an denen wir arbeiten. Ich möchte aber gern sagen, dass es nicht nur diese 4 Ziele gibt. Jeder ist herzlich willkommen unsere Arbeit zum Erhalt der Dunklen Biene, als bedrohtes Wildtier und Kulturerbe zugleich, zu unterstützen. Eine Mitgliedschaft im Bundesverband kostet nur 2 € im Monat und ermöglicht es uns diese einmalige Chance zu ergreifen und die Restvorkommen der Dunklen Biene zu erhalten. Zudem profitiert jeder Einzelne von der Mitgliedschaft, durch den Austausch mit Kollegen und Freunden zum Thema und erhält Zuchtstoff, Königinnen und Fachwissen aus erster Hand, bzw. kann seine Königinnen auch im Kreis der Interessierten anbieten. Ich freue mich auf die weitere Entwicklung und bin ganz sicher, dass wir bald eine sehr große Gemeinde sind – die Freunde der einheimischen Dunklen Biene.
Mein Herzenswunsch ist der Zusammenschluss aller bisherigen Vereine zu einem großen Dachverband, so wie es zum Beispiel die Buckfastimker getan haben. Innerhalb unseres Bundesverbandes gibt es sowohl Landesgruppen und auch verschiedene Arbeitsgruppen, die sich mit speziellen Fragen beschäftigen, so z.B. die Zeidlerei, die wesensgemäße Bienenhaltung, die VSH Zucht oder die Zucht im Allgemeinen.
So, das sollte erst einmal genügen. Ich hoffe ich konnte die etwas Licht ins Dunkel bringen, wenn dennoch Fragen austauschen, scheut Euch nicht uns diese zu stellen!
Vielen Dank an alle, die den Text bis hierher durchgelesen haben.
Ich finde es sehr gut das den dunklen Bienen geholfen wird, ihre Vernachlässigung sollte ein Ende haben. Ich habe mich entschlossen an kommenden Jahr mit ihr zu Imkern und habe mir beim Züchter Kehrschwärme bestellt. mein Rähmchenmaß ist Kuntz-Hoch, meine Beute ist die Golzbeute, evtl. rüste ich sie zur Bremer Beute um. Ich will nicht mit Magazinen imkern, weil ich keine Lust aufs Heben habe. Den Vereinsbeitritt schließe ich nicht aus.
Mit freundlichen Grüßen
Franz Bachmann aus Nordsachsen
Hallo Franz,
vielen Dank für Deine Nachricht. Wenn ich Dich richtig verstehe imkerst Du dann mit der Hinterbehandlung. Damit läßt sich die Dunkle Binee sehr gut führen, da Du ja ebenso einen angepassten Brutraum hast. Ich werde zum Thema imkern mit der Mellifera demnächst noch einen Arikel schreiben und auf der Seite veröffentlichen. Über Deine Mitgliedschaft würde ich mich natürlich sehr freuen.
Beste Grüße – Jan