Varroaresistenz 2033

Das Projekt

Varroaresistente Bienen bis 2033 in Europa

Ist das möglich? Können wir in 10 Jahren Bienen haben, die gesund sind und nur mit milder, medikamentenfreier oder gar keiner Behandlung der Varroamilbe widerstehen? Ja, es ist möglich. Das haben die vielzähligen erfolgreichen Projekte der letzten Jahre u.a. in Luxemburg, Österreich und Deutschland bewiesen. Zielsetzung ist, Honigbienen nach natürlicher Varroaresistenz zu selektieren, diese genetischen Merkmale zu verbreiten und somit die Gesundheit der allgemeinen Bienenpopulation zu verbessern. Am 19.05.2022 trafen sich wichtige europäische Imkerverbände im hessischen Neuenstein-Aua und waren sich darüber einig, gemeinsam in den nächsten 10 Jahren diesen Weg zu gehen. Sie vereinbarten, alle Kraft für das Erreichen des Ziels einzusetzen, eine varroaresistente Honigbienenpopulation flächendeckend zu etablieren.

Die Imkerverbände rufen nationale und europäische Imkerverbände, Bieneninstitute, Behörden, Ministerien und alle Imkerinnen und Imker dazu auf, gemeinsam dieses Ziel in den nächsten Jahren zu verfolgen.

Mitglieder des Projektes

Stellungnahme unseres Zuchtkoordinators

Position des Bundesverbandes Dunkle Biene Deutschland e.V. zum
Projekt „Varroaresistenz 2033“ für das Jahr 2023

Wir, der Bundesverband Dunkle Biene Deutschland e.V. (im Folgenden „Verband“) haben im Jahr 2022 dieses Projekt mit beschlossen und unterstützen das Vorantreiben auf diesem Gebiet. Es kann nur im Interesse aller Imker sein, wenn das Varroaproblem endlich züchterisch gelöst werden kann. Die derzeitigen medikamentösen Alternativen stoßen allzu oft an ihre Grenzen und die Forschung an genetisch modifizierten Bienen stellt eine beispiellose Bedrohung für autochthone Unterarten und die Biodiversität ganz allgemein dar. Deshalb ist es nur richtig und wichtig, dass wir Imker gemeinsam an einer Lösung durch Selektion arbeiten.

Für unseren Verband ergeben sich daraus aber zusätzliche Schritte in der Selektion. Es ist schon schwer genug, überhaupt reine Dunkle Bienen gemäß unserer Zuchtordnung zu finden. Die Zucht und Vermehrung reiner Dunkler Bienen bleibt also uneingeschränkt das oberste Ziel. Durch gezielte Anpaarung ferner Restvorkommen können wir deren genetisches Potential auffrischen und schon eine Zunahme der Vitalität und der Selbstheilungskräfte gegenüber den teilweise sehr inngezüchteten Restvorkommen beobachten.

Als zusätzlichen Punkt in unsrer Zuchtordnung nach der Reinheit wird nun fakultativ für jeden Züchter und Vermehrer der nächste Selektionsschritt hin zu Völkern mit ausgeprägter Bruthygiene und im nächsten Schritt zur Unterdrückung der Varroa innerhalb des Volkes ergänzt. Wir gehen zum heutigen Wissensstand davon aus, dass varroaresistente Völker immer ein gesteigertes Bruthygieneverhalten zeigen, wenngleich wir auch wissen, dass Bruthygieneverhalten nicht mit Varroaresistenz gleichgesetzt werden kann und darf.

Als ersten zu dokumentieren Schritt für 2023 haben wir daher den Nadeltest und die Beurteilung nach 6 und 24 Stunden gewählt. Uns ist bewusst, dass das Ergebnis vom Nadeltest auch beeinflusst wird von der Frage, ob und welche Viren im Volk zum Testzeitpunkt existieren und welche Umweltfaktoren auf das Volk einwirken. Für das erste Screening der Bestände nehmen wir dies aber in Kauf. Es gilt erst einmal, Völker mit gutem Bruthygieneverhalten zu identifizieren und deren Zucht und Vermehrung gezielt zu forcieren. Die Frage, ob andere reine Völker ohne Bruthygieneverhalten von der Weiterzucht ausgeschlossen werden sollen, ist eine Einzelfallentscheidung. Dies hängt u. a. davon ab, ob von dieser Herkunft „hygienischere Völker“ im Bestand sind und wie dieses Volk von seinem Potential insgesamt zu bewerten ist. Das Ergebnis des Bruthygieneverhaltens sollte zur besseren Beurteilung selbstverständlich bei der Abgabe von Königinnen stets mit angegeben werden.
Weiterhin können natürlich auch in 2023 schon weitere Beurteilungen des Volkes mit einbezogen werden. So kann der natürliche Milbenfall mehrmals im Jahresverlauf ermittelt werden und auch Auswaschtests zur Feststellung des Befalls der adulten Bienen sollten vorgenommen werden. Darüber hinaus sind bei den Zuchtvölkern varroareduzierende Maßnahmen wie totale Blutentnahme, Käfigen der Königin und medikamentöse Behandlungen zu notieren.

Wer instrumentelle Besamung durchführt oder durchführen lässt, ist selbstverständlich angehalten, auch die betreffenden Drohnenvölker hinsichtlich ihres Bruthygieneverhaltens zu testen. Im Übrigen ist es immer von Vorteil, sämtliche Drohnenvölker zu testen. Wenngleich der Einfluss bei Standbegattung abhängig von der Völkerzahl aber sehr unterschiedlich ausfallen kann. Daher sei dies in erster Linie für Züchter mit gezielter Anpaarung erwähnt.

Die teilnehmenden Züchter und Vermehrer des Verbandes werden noch vor der Saison per Onlineseminar auf diese Arbeit vorbereitet. Je nach Interesse und Bedarf wird sich der Verband auch um das Einholen eines vergünstigten Angebotes für Nadelstempel und deren Verteilung an Mitglieder einsetzen.

Colditz den 06.02.2023

Johannes Peter (Zuchtkoordinator)