Klassische Imkerei

Durchsicht bei den Dunklen VölkernDurchsicht bei den Völkern

Imkern mit der Dunklen Biene

Die Dunkle Biene (Apis mellifera mellifera) lässt sich wie alle westlichen Honigbienen in modernen Beuten und Betriebsweisen wirtschaftlich halten. So haben wir im Bundesverband Dunkle Biene Deutschland e.V. seit Jahren beste Erfahrungen mit der Bienenhaltung in Großraumbeuten (wie Dadant oder DN-1,5) mit angepasstem Brutraum.

Trotz vieler Gemeinsamkeiten zwischen den Unterarten gibt es auch bei der Dunklen Biene einige charakteristische Eigenschaften, die man beim Umgang mit ihr kennen und bei der Betriebsweise berücksichtigen sollte. Im folgenden Artikel möchte ich, Zuchtkoordinator Johannes Peter, auf die wichtigsten Aspekte im Umgang mit der Dunklen Biene eingehen. Dabei ist zu bedenken, dass jedes Volk doch ein Individuum ist und man nie stur nach einem festen Schema imkern kann, sondern auf die Bedürfnisse jedes Volkes reagieren muss.

Wabenflüchtigkeit
Dieses Kapitel ist mir persönlich besonders wichtig, da es immer wieder zu Falschannahmen führt. So hält sich hartnäckig die Ansicht, dass Wabenflüchtigkeit mit Aggressivität gleichzusetzen ist oder zumindest stark korreliert. Das ist in diesem Fall aber nicht korrekt.
Die Dunkle Biene ist von ihrem Wesen her eine wabenflüchtige Biene. Das äußert sich zumeist in wildem Gewusel auf der Wabe und dem zügigen Zurückweichen in die Wabengassen bei Lichteinfall oder Rauchgabe. Gelegentlich äußert es sich auch in Auffliegen, was aber nicht mit einem Angriff zu verwechseln ist.
In der heutigen Bienenzucht wird genau das Gegenteil, nämlich die Wabenstetigkeit, als Qualitätsmerkmal gepriesen. Für das Bienenvolk ergibt sich daraus aber keinerlei evolutionärer Vorteil. Daher haben wir vom Bundesverband uns in unserem Erhaltungszuchtprogramm dafür ausgesprochen, eben diese charakteristische Wabenflüchtigkeit zu erhalten und lieber die Imkerschaft im Umgang damit zu schulen, als den Bienen gezielt diese Eigenschaft abzuzüchten.
Bei einer Betriebsweise mit angepasstem Brutraum und Platz hinter dem Schied ergeben sich für den Imker kaum Probleme. Bei der Durchsicht werden die Waben auseinander gerückt und anschließend wieder zusammen geschoben. Es werden ohnehin keine Waben neben die Beute gestellt. Lediglich Imker mit ganzzargiger Betriebsweise, die zur Durchsicht die erste Wabe ziehen und daneben stellen müssen, müssen beachten, dass sie diese erste Wabe bienenfrei machen und erst dann neben die Beute stellen. Sonst verlassen die Bienen diese Wabe, laufen auf der Beutenwand herum und krabbeln in die Hosenbeine.
Die Wabenflüchtigkeit hat auch machen Vorteil. So ist beispielsweise die Kontrolle auf Schwarmzellen einfacher, da die Bienen eben nicht fest auf der Wabe sitzen. Auch sind Korb- und Klotzbeutenimkerei auf wabenflüchtige Bienen angewiesen, um die alten Betriebsweisen (z.B. Abtrommeln) überhaupt anwenden zu können.
Auch in einer modernen Imkerei stellt in meinen Augen die Wabenflüchtigkeit kein Problem dar. Man muss nur vorher davon wissen und seine Bearbeitung entsprechend anpassen.

Brutpausen in Trachtlücken
Die Dunkle Biene ist eine sehr haushälterische Biene, die recht kurzfristig auf Veränderungen der Trachtbedingungen reagieren kann. So kommt es regelmäßig vor, dass die Dunkle bei ausbleibender Tracht den Brutumfang stark reduziert oder das Brutgeschäft sogar vollständig einstellt. Damit sinkt einerseits der Futterverbrauch des Volkes in ungünstigen Zeiten, andererseits arbeiten sich die Bienen auch deutlich weniger ab. Letzteres führt zu einer höheren Lebenserwartung der einzelnen Biene, und das Volk ist noch stark, wenn die Tracht beginnt. Diese Brutpausen können im Sommer sowohl durch Dürre als auch durch langanhaltenden Regen ausgelöst werden.
Brutpausen dieser Art schmälern nicht die Wirtschaftlichkeit des Volkes. Im Gegenteil! Sie erhalten die Volksstärke, verringern die Notwendigkeit von Zwischenfütterungen und dämpfen nicht unerheblich die Varroavermehrung.

Futterverbrauch im Winter
Der Futterverbrauch eines Volkes in einer meiner Segeberger Beuten beläuft sich auf unter 10 kg Verbrauch von Oktober bis März. Dies spart Kosten und Handgriffe bei der Fütterung. Ich gehe so vor, dass ich nach dem Entfernen der letzten Honigräume zunächst jedem Volk 2-5 kg Flüssigfutter gebe, abhängig von den Vorräten im Brutraum. Im September wiege ich dann und ergänze mit Sirup auf ca. 10 kg Futter. Mehr braucht es bei mir in gemäßigter mitteldeutscher Lage nicht. Das ist aber keine allgemeingültige Aussage. An der Küste oder in Gebirgslagen und mit Holzbeuten kann der Verbrauch selbstverständlich höher liegen. Ich kann hier nur von meinen Erfahrungen berichten.

Brutnestnahe Honigstapelung
Dem Wesen der haushälterischen Dunklen Biene ist auch die Eigenschaft der brutnestnahen Honigstapelung geschuldet. Auch hierin sehen viele Imker ungerechtfertigterweise einen Nachteil. Aber mit dem Wissen darum und einer der Dunklen angepassten Betriebsweise lässt sich auch so entspannt arbeiten. Wichtig ist, dass der zweite Honigraum immer unter den ersten gesetzt werden muss. Es muss also immer zwischen Honigkappe und Brutnest für Platz gesorgt werden. Andere Bienen wie Carnica und Buckfast sind züchterisch so bearbeitet, dass sie brutnestfern einlagern. Hier werden neue Honigräume immer aufgesetzt.
Bei der Dunklen ist es nun mal andersherum und das ist auch gut so. In Schlechtwetterphasen wird dann zunächst der frischeste Honig direkt über dem Brutnest verzehrt und reife Honig bleibt unangetastet. Bei der Ernte kann man einfach von oben nach unten abernten. Ich belasse meist den unteren Honigraum bei der Ernte auf den Völkern, damit kein Mangel eintritt, wenn die nächste Tracht nicht nahtlos beginnt. Wer Sortenhonig ernten kann und möchte, kann natürlich auch den unteren Honigraum mit ernten, wenn der Honig reif ist.

Schwarmverhalten
Die Dunkle Biene gilt generell als schwarmträge Biene. So wurden die Importe der Carnica ab ungefähr 1857 beispielsweise damit begründet, dass die Carnica schwarmfreudiger und damit besser für die Produktion von Bienenvölkern zum Verkauf geeignet ist.
Spezielle Betriebsweisen und Betriebsmittel wie beispielsweise die Lüneburger-Heide-Imkerei mit ihren Körben, welche ein Volumen von ungefähr 8 Waben DN 1,0 haben, haben natürlich regional auch bei der Dunklen zu einer Schwarmbetriebsweise und schwarmfreudigem Verhalten geführt. Nichtsdestotrotz gilt die Unterart aber als schwarmträge. Vergleichsweise häufig kommt es bei der Dunklen vor, dass die Altkönigin noch bis unmittelbar vor Abgang des Schwarmes Eier legt. Dies ist ein besonderes Merkmal schwarmträger Bienen. Königinnen schwarmfreudiger Bienen stellen bereits Tage vor dem Auszug des Schwarmes das Brutgeschäft ein. Fehler in der Betriebsweise, wie beispielsweise das falsche Aufsetzen der Honigräume (man beachte das Kapitel „Brutnestnahe Honigstapelung) können natürlich auch bei der Dunklen zu vielen Schwärmen führen. Auch hat sich die Arbeit mit dem angepassten Brutraum (Schied setzen) als sehr geeignet erwiesen.

Schlusswort
Mit einer dem Wesen der Dunklen angepassten Betriebsweise lässt sich außerordentlich erfolgreich und auch wirtschaftlich mit ihr arbeiten. Normale Durchschnittserträge sind kein Problem. Auch eine Wanderimkerei ist mit der Dunklen ohne Abstriche möglich. Natürlich erfordert die Arbeit mit der Dunklen imkerliches Fachwissen und Offenheit für die Ansprüche dieser Biene. Eine auf Wabenstetigkeit, brutnestferne Honigstapelung und im weitesten Sinne erloschenen Schwarmtrieb selektierte Hochleistungsbuckfast verlangt dem Imker weniger Können ab und stellt ihn leichter zufrieden. Allerdings verblasst hier doch der Reiz des Imkerns, das Auseinandersetzen mit dem Individuum „Bienenvolk“. Die Dunkle Biene unseres Erhaltungszuchtprogrammes reiht sich nicht ein in die Liste von „Leistungsrassen“. Sie stellt dem naturinteressierten Bienenhalter und Imker aber eine genetisch wertvolle Alternative in unserer Bienenlandschaft dar. Auch werden wir regelmäßig mit der Frage konfrontiert: „Was ist an der Dunklen denn besser?“ Diese Frage ist schon von Grund auf falsch gestellt. Die Dunkle Biene ist die einzige, auf natürliche Weise hier einheimische Biene. Sie ist Kulturgut und Naturerbe. Die Frage sollte lauten: „Muss ich als interessierter Bienenhalter und Imker mit einer durch Menschenhand hier eingeführten oder erzüchteten Biene arbeiten, oder ist nicht gerade unsere einheimische Dunkle Biene auf meine Unterstützung angewiesen?“

Johannes Peter (Zuchtkoordinator des Bundesverbandes)